Schimmelreiter
Riesenherausforderung für das Theater.
Felicitas Brucker konzentriert sich in ihrer Fassung auf Hauke Haiens Aufstieg gegen alle Widerstände: seine Armut, die eine Karriere zunächst auszuschließen scheint, seine mathematische Begabung, die den Dorfbewohner:innen suspekt ist, sein fast fanatischer Ehrgeiz – nur die Liebe schützt ihn. Dabei spielt das Metathema des »Schimmelreiters« in der Inszenierung eine zentrale Rolle: das Verhältnis von Natur und Zivilisation angesichts der Klimakatastrophe, der wir heute gegenüberstehen. Felicitas Brucker, die für die Bühne zahlreiche Prosastoffe adaptiert und in Braunschweig zuletzt Kazuo Ishiguros »Alles, was wir geben mussten« inszeniert hat, geht in ihrer Fassung einen ungewöhnlichen Weg: Sie erzählt aus der Erinnerung an die Katastrophe heraus, um nicht den Untergang in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Frage: wann und ob wir die Katastrophe hätten verhindern
können.
Pressestimmen:
»Fern von Aberglauben oder Psychologie erzählt Felicitas Brucker… mit acht allesamt überzeugenden Darsteller*innen… den »Schimmelreiter« und rückt, ohne das Wort Klima auch nur einmal zu nennen, unsere Gegenwart in den Fokus. »Die Deiche müssen anders werden« so lautet Haiens intrinsischer Impuls, der hier am Ende steht – und lange nachhallt.«
taz, Katrin Ullmann, 15. März 2023
»Der letzte Satz schwingt mit dem gewaltigen Gewicht der ganzen Wasserfluten, die Jahrzehnte später das Dorf verschlucken werden. Und so gelingt Felicitas Brucker ein ungewöhnlicher »Schimmelreiter«, der auch nicht vor dicken Beats und Neonröhren zurückschreckt, welche Häuserdächer säumen oder überhaupt davor, alles einfach mal komplett umzubauen.«
Nachtkritik.de, Jan Fischer, 12. März 2023
»Gina Henkel zeigt vor allem die Visionärin, die stets begeistert von ihren Projekten fabelnde, am Anfang noch frei wie eine Möwe kreischende Überfliegerin. Das gelingt ihr ansteckend… Nina Wolf erfasst mit oft stillem, herbem Ton gut die auf gemeinsamer Vision beruhende Liebe Elkes. Bravourös wirft sich Robert Prinzler als Haukes großsprecherischer Gegenspieler Ole auf. Götz van Ooyen gibt den überforderten Deichgrafen mit verzagter Gemütlichkeit.«
Braunschweiger Zeitung, Andreas Berger, 13. März 2023
Veranstaltungsort
Veranstalter
Staatstheater Braunschweig
Am Theater
38100
Braunschweig