Die Walküren
Sie entwickelt ihr Stück aus der chorisch geballten Wucht, Wut und Sehnsucht der Walküren heraus: In schwindelerregenden Höhen lässt sie kraftvolle Gesänge schallen, während unten die übrigen Figuren, allesamt niederen Motiven folgend, ihren aberwitzigen Beschäftigungen nachgehen. Auswüchse einer Welt, die fern von unserer zu liegen scheint und ihr doch immer wieder befremdlich ähnelt. Wie Jeß selbst, die sich (als ihr Alter Ego »Erdmuth«) in einigen der aufregendsten Stückpassagen – zwischen Textfläche, diskursivem Autorinnenkommentar und informativ plaudernder Regieanweisung – direkt mit der Megalomanie von Wagners Weltentwurfswollen auseinandersetzt, sind die Walküren auf Konfrontationskurs mit dem »Nationaldichter«. So begegnen sie unter anderem in dessen sehr komischem Seidenhausschuh (gespielt vom Counter-Tenor Hubert Wild) ausgeklügelten Selbstmarketingstrategien und kontern als überzeitliches »Urgestein« patriarchale Ansprüche Wotans wie Wagners. »Wir halten die Runen in Glut und schlagen und biegen sie, dass ihr euer Erbe nicht wiedererkennt«, drohen sie. In Jeß’ Version des Stoffes erkennt man das »Erbe« durchaus. Aber auch, dass berechtigte Fragen daran zu stellen sind.
Pressestimmen:
»Das starke Ensemble nimmt alle Spiel-Optionen mutig an: Saskia Taeger und Valentin Fruntke als Wälsung-Geschwister, Saskia Petzold und Georg Mitterstieler als Familien-Oberhäupter Fricka und Wotan, Lina Witte als Brünnhilde, Kämpferin unter den Walküren… Der spektakuläre Sänger-Schauspieler Hubert Wild stützt die Inszenierung mit originalem Wagner-Gesang; ein feines kleines Ensemble um Burkhard Bauche, filigran arrangiert für Cello und Klavier, Fagott und Posaune, stützt musikalisch mit… Sabine Maders Szenerie sprengt fast das Kleine Haus in Braunschweig… Mit »Die Walküren« ist Caren Jeß ein starkes Stück weiter gekommen auf dem Weg zum ganz großen Wurf.«
Die deutsche Bühne, Michael Laages, 17.03.2023
»Man muss schlucken, dass der Ring des Nibelungen als Piercing im Nabel des Drachen Fafner steckt. Dass das Schwert Nothung ein verbogener Telegrafenmast ist. Dass Wotan mit einer Zapfpistole als Waffe rumfuchtelt – sogar mit Schlauch! Dass er grottig Blockflöte piepst. Dass seine wilde Walküren-Tochter Brünnhilde dazu willenlos ins Tanzen gerät wie eine Schlange aus dem Korb . Dass seine Gattin Fricka sich an Pilzen einen Rausch bis zum Delirium anfrisst. Dass seine andere (die inzestuöse) Tochter Sieglinde mit einem riesigen toten Hund um den Hals auf die Bühne kommt, der vorher vom Bühnenhimmel gefallen ist. Dass deren Gatte Hunding (Klaus Meininger) in schauerlich grimassierender Pantomime einen ganzen Bienenschwarm verschluckt. Dass Wagners Seidenschuh über seinen einstigen Herrn und Meister herzieht. …kurzweilig-knalliges Theatertheater.«
Braunschweiger Zeitung, Martin Jasper, 18.03.2023
»Das überaus temporeich präsentierte Stück, das Wagners »Walküre« vergnüglich auf die Schippe nimmt, aber auch überdeutlich kritisiert, wie die Menschheit mit ihrer Erde umgeht, war bei seiner Uraufführung durchweg kurzweilig. So sah das auch das hellauf begeisterte Publikum, das sich bei allen Mitwirkenden, dem Regieteam und der Autorin mit starkem, lang anhaltendem Beifall bedankte.«
Der Opernfreund, Gerhard Eckels, 19.03.2023
Veranstaltungsort
Veranstalter
Staatstheater Braunschweig
Am Theater
38100
Braunschweig